Meinung

Wahlverlierer ist die von der AfD gelockte Jugend

Erfurt – Die jungen Menschen in Thüringen sind eindeutig die Verlierer der Wahl, auch wenn 38 Prozent (+20,5) unter ihnen, die zur Wahl gegangen sind, das offenbar nicht so sehen dürften. Die Zahl entspricht dem Anteil derer, die gestern bei der Landtagswahl für die vom Verfassungsschutz des Landes als rechtsextrem eingestufte AfD gestimmt haben und zwischen 18 und 24 Jahre alt sind.

Einem Teil von ihnen müssen wir Außenstehenden wohl zugestehen, dass sie bewusst die Partei wählen, dass sie wollen, dass nur eine Partei bestimmt, was geschieht mit Menschen mit Migrationshintergrund oder mit anderen Randgruppen, dass andere Parteien „Kartellparteien“ genannt und verächtlich gemacht werden.

Aber denken alle rechts wählenden jungen Menschen in Thüringen so? Auch 36 Prozent der Erst- und Jungwähler in Thüringen sollen laut Wahlforschung gestern die AfD gewählt haben. Warum? Begeistert von Björn Höcke, der mit gespiegelter Sonnenbrille und auf ostdeutscher „Simme“ zur Wahlveranstaltung fährt und coole Reden vor der Dorfjugend hält?

Möglich. Was die jungen Menschen dann nicht ahnen, dass der rechte Wahlsieg in Thüringen Aufmerksamkeit bekommt in der internationalen Presse. Teils ist Höcke sogar auf den Titelseiten, sicher nicht zum Vorteil Deutschlands. Aber realisieren junge Menschen, was das auslösen kann? Weniger Investititionen aus dem Ausland in Thüringen, weniger Tourismus, in der Folge weniger Arbeitsplätze. Vermutlich nicht, in dem Alter haben wir alle an andere Dinge gedacht.

Das gute Abschneiden der AfD bei jungen Menschen ist für den Generationenforscher Rüdiger Maas Ausdruck einer angeblichen, durch junge Leute empfundenen Normalisierung der Partei. „Die AfD wird nicht als unmittelbar rechtsextrem wahrgenommen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa: „Uns haben viele junge Leute gesagt: Die Rechtsextremen tun uns nichts, die sind nicht böse.“

Ja, das stimmt, nett sein kann Björn Höcke, das beherrscht der ehemalige Gymnasiallehrer gut, der laut FAZ-Bericht die machtpolitischen Dinge seinen Stab durchsetzen lässt. Zu schüchtern soll er dem Bericht nach sein. Das will man nicht glaubten, wenn man ihn gestern in der ARD sieht, wie heftig er auf den Vorwurf reagiert, seine AfD sei rechtsextrem.

Fünf Jahre liegen vor uns bis zur nächsten Landtagswahl in Thüringen. Die Regierung dieser Amtszeit sollte sich ganz groß „Jugend“ in ihren Koalitionsvertrag schreiben.

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