Studien

Mitbestimmung bei der Arbeit bewahrt vor rechter Gesinnung

Frankfurt am Main – „In Ostdeutschland prägen Transformationsprozesse, geringe Tarifbindung, eine wenig ausgeprägte Mitbestimmungskultur und ein teilweise noch patriarchaler Führungsstil weite Teile der Arbeitswelt“ – das belegen laut Otto Brenner Stiftung neuen Daten, die sie jetzt mit der Studie „Arbeitswelt und Demokratie in Ostdeutschland“ veröffentlicht hat. Demnach sinkt mit positiven Erfahrungen demokratischer Handlungsfähigkeit wie Mitbestimmung am Arbeitsplatz die Zustimmung zu extrem rechten Aussagen deutlich. Vor allem die „Ausländerfeindlichkeit“, also die Abwertung von Menschen, die nicht zur Eigengruppe „der Deutschen“ gezählt werden, würde durch positive Erfahrungen am Arbeitsplatz reduziert.

In einer repräsentativen Umfrage unter rund 3000 Beschäftigten aus den neuen Bundesländern hat ein Forscherteam um Johannes Kiess (Else-Frenkel-Brunswik-Institut, Universität Leipzig) den Zusammenhang zwischen Beteiligungserfahrungen am Arbeitsplatz und politischen Einstellungen untersucht. Trotz der schwierigen Transformationserfahrungen berichten viele Beschäftigte von positiven Erlebnissen: „Rund zwei Drittel der Beschäftigten geben eine solidarische Atmosphäre mit den Kollegen im Betrieb an, 58 Prozent fühlen sich bei Entscheidungen nicht übergangen“, berichtet Studienleiter Johannes Kiess.

Die Ergebnisse zeigen, dass eine gefühlte Fremdbestimmung am Arbeitsplatz den Betroffenen politisches Engagement allgemein sinnloser erscheinen lässt. Wer positive Beteiligungserfahrungen im Betrieb macht, stimmt hingegen seltener rechtsextremen und autoritären Aussagen zu, wie etwa der Verklärung des historischen Nationalsozialismus, antisemitischen Schmähungen oder dem Ruf nach einer Diktatur. Auch die politische Demokratie erscheint dann in einem positiveren Licht. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Erfahrungen demokratischer Handlungsfähigkeit am Arbeitsplatz ein Baustein sind, um demokratische Einstellungen zu fördern und autoritäre und rechtsextreme Ansichten zurückzudrängen“, so Mitautor Andre Schmidt.

Angesichts der Studienergebnisse ist sich Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung, sicher: „Eine Politik, die den Kampf gegen die extreme Rechte und für die Demokratie ernst nimmt, ist aufgefordert, den Ausbau der institutionellen Mitbestimmungsmöglichkeiten konkret zu fördern.“

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