Studien

Analyse: Gute Arbeit ist schlecht für die AfD

Düsseldorf – Weil die AfD nach Umfragen in den neuen Bundesländern zur stärksten Kraft avanciert, hat Andreas Hövermann, Forscher am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI), Daten des WSI-Erwerbspersonenpanels ausgewertet. Seiner Analyse zufolge zeichnen sich die Wählerinnen und Wähler der Rechtspartei unter anderem durch große Unzufriedenheit mit staatlichen Institutionen und Sorgen um die eigene sowie die gesellschaftliche Situation aus, berichtet die Hans-Böckler-Stiftung.

Zuwanderung gilt fast allen als ein wichtiges Problem. Auch in der Arbeitswelt liegt aus Sicht der AfD-Anhängerschaft einiges im Argen: „Vor allem fehlende Anerkennung und unangemessene Löhne werden überdurchschnittlich häufig beklagt“, heißt es weiter. Obwohl die AfD in erster Linie mit ihren migrationskritischen Ansichten punkten könne, wäre es laut Hövermann für demokratische Parteien keine kluge Strategie, über diese Schiene Wählerinnen und Wähler mit AfD-Präferenz anzusprechen. Nicht nur widerspreche dies den Werten und Grundsätzen offener demokratischer Gesellschaften, es vergifte auch den politischen Diskurs, verschärfe gesellschaftliche Spaltungen und verschiebe die Grenzen des Sagbaren nach rechts, wovon demokratische Parteien zudem auch noch selten profitierten.

Dagegen gebe es zahlreiche soziale Themen, mit denen die demokratischen Parteien durchaus Chancen hätten, zumindest einen Teil der nach rechts Gedrifteten zurückzugewinnen: Es gelte, sie mit „anderen als mit migrationsfeindlichen Positionen“ anzusprechen – mit Positionen, die geeignet sind, ihre sozialen und finanziellen Sorgen zu adressieren, so die Stiftung.

Wenn es um die berufliche Situation geht, sticht die AfD-Wählerschaft der Untersuchung nach in mehrfacher Hinsicht hervor: Arbeiterinnen und Arbeiter kommen mit 22 Prozent deutlich häufiger vor als bei den anderen Befragten mit 12 Prozent. Gleiches gilt für Arbeitsuchende. Beamtinnen und Beamte sind dagegen unterrepräsentiert. Einen Betriebs- oder Personalrat haben diejenigen mit AfD-Präferenz etwas seltener als der Rest. Sie sind – wenn es eine solche Interessenvertretung gibt – häufiger mit deren Arbeit unzufrieden. Auch Tarifverträge sind etwas weniger verbreitet als im Durchschnitt.

„Es wird deutlich, dass neben der Erfahrung von materieller Sicherheit auch verschiedene Dimensionen von Würde im Arbeitskontext ebenso wie das Erleben sozialer Anerkennung und demokratischer Teilhabe am Arbeitsplatz einen Einfluss darauf haben, ob Menschen sich dafür entscheiden, ihre Stimme der AfD zu geben“, sagt WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch. „Erwerbsarbeit ist ein wichtiger Mechanismus sozialer Integration. Wenn Menschen dort dauerhaft Erfahrungen von Desintegration machen, schadet das der Demokratie.“

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