Wegen Fremdenfeindlichkeit weniger Arbeitsmigration in Landkreise
Kiel/Nürnberg – Eine Studie hat jetzt die Wirkungen fremdenfeindlicher Einstellungen auf die Niederlassungswahrscheinlichkeit von Arbeitsmigrantinnen und -migranten untersucht. Die Ergebnisse bestätigen negative Effekte. Die Ergebnis der Analyse eines Teams von Forschenden des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung und der Universität Kiel sind relevant für Arbeitsmarkt und Bevölkerung, beispielsweise im Hinblick auf den Arbeitskräftemangel oder auch die Tragfähigkeit der Sozialversicherungen.
Das science media center berichtet über die Studie. Demnach sagt zum Beispiel Eva Markowsky, Juniorprofessorin für Quantitative Ökonomik an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam: „Die Forschungsergebnisse zeigen einen klaren Zusammenhang: In Landkreisen, in denen rechtspopulistische Parteien Wahlerfolge verzeichnen, geht die Zuwanderung von Arbeitskräften zurück.“ Überraschenderweise treffe dieser Effekt niedrig qualifizierte Arbeitnehmende stärker als Fachkräfte. „Allerdings reagieren hochqualifizierte Arbeitskräfte empfindlicher auf rechte Gewalt in einer Region“, so Markowsky weiter: „Die Größe dieser Effekte ist beachtlich, mit fortschreitendem demographischem Wandel werden diese Dynamiken zunehmend relevant für den deutschen Arbeitsmarkt.“
„Im betrachteten Zeitraum 2004 bis 2017 haben sich sowohl das Erscheinungsbild als auch das System der Rechtsaußen-Parteien erheblich verändert“, sagt Andreas Steinmayr, Professor für Empirische Wirtschaftsforschung am Institut für Finanzwirtschaft der Universität Innsbruck: „Sie entwickelten sich von einer Randerscheinung zu einer bedeutenden politischen Kraft.“ Auch die AfD habe ihren Kurs nach der Wahl 2013 stark geändert und sich erst danach zu einer „dezidiert migrationskritischen“ Partei entwickelt. Daher sei nicht klar, inwieweit die Ergebnisse auf die aktuelle Situation übertragbar sind. „Meine Hypothese ist, dass die Effekte insbesondere auf die qualifizierte Zuwanderung unterschätzt werden“, sagt er.