Studien

AfD wählen macht unglücklich – sich abwenden hilft dagegen

Berlin – Menschen, die sich der AfD zuwenden, erleben laut einer neuen Studie des „Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung“ (WZB) eine Verschlechterung ihres Wohlbefindens. Erstmals weisen demnach die WZB-Ökonomin Maja Adena und ihr Kollege Steffen Huck nach, dass die negative Rhetorik rechtspopulistischer Parteien wie der AfD die persönliche Lebenszufriedenheit verringern kann. Vor allem neue Anhänger der Partei seien unzufriedener, heißt es.

In einer großen Umfrage mit über 5.000 Teilnehmenden in vier Wellen über die Jahre 2019 bis 2021 wollten die Forschenden herausfinden, ob es einen Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und den Präferenzen für politische Parteien gibt. Dabei habe sich ein klares Muster gezeigt: „Menschen, die die AfD unterstützen, sind unzufriedener mit ihrem persönlichen Leben und ihrer finanziellen Situation als die Unterstützer anderer Parteien.“ Dieser Zusammenhang sei besonders stark ausgeprägt für neue Anhängerinnen und Anhänger der Partei. „Wer sich von ihr wieder abwendet, empfindet dagegen eine Verbesserung im Wohlbefinden“, so ein Fazit.

Der Zusammenhang zwischen Wohlbefinden und Unterstützung der AfD sei eindeutig und lasse sich nicht durch sozioökonomische Variablen wie Einkommen oder Bildung erklären, heißt es weiter. Er sei darüber hinaus ökonomisch bedeutsam und lasse sich beziffern. Schätzungen der Autoren legten nahe, dass ein neuer Unterstützer der AfD ein zusätzliches Monatseinkommen von rund 2.500 Euro bräuchte, um wieder das gleiche Wohlbefinden zu erreichen, das er vor seiner Entscheidung, die Partei zu unterstützen, empfand.

Ob die Entscheidung, die AfD zu unterstützen, ursächlich dazu führt, dass sich Menschen unzufriedener fühlen, untersuchten Adena und Huck mit Hilfe von zwei Experimenten. Im ersten Experiment befragten sie Wählerinnen und Wähler vor, während und nach dem Bundesparteitag der Partei im November 2020. Vor allem neue Unterstützer der Partei, die während des Bundesparteitags an der Umfrage teilnahmen, berichten von schlechterem Wohlbefinden als neue Unterstützer, die vor oder nach dem Parteitag an der Umfrage teilnahmen, oder auch als Anhänger anderer Parteien.

Positive Themen betonen statt die negativen der AfD

Auch im zweiten Experiment, das 2021 stattfand, wurden die Teilnehmenden gebeten, Fragen zu ihrem Wohlbefinden zu beantworten. Zusätzlich erhielten sie Fragen zur Partei, die sie unterstützen. Die Forschenden teilten die Teilnehmenden in zwei Gruppen. Eine Gruppe musste vor den Fragen zum Wohlbefinden Fragen zur Partei beantworten. Für die andere Gruppe wurde die Reihenfolge der Fragenblöcke umgekehrt.

Es habe sich das gleiche Muster wie für das erste Experiment ergeben: „Neue Unterstützer der AfD, die sich gerade intensiv mit AfD-Themen befasst haben, sind weniger zufrieden als die Kontrollgruppe, die Fragen zum persönlichen Wohlbefinden vor den Fragen zu AfD-Themen beantworten musste.“ Für Unterstützer anderer Parteien ergebe sich kein vergleichbares Muster. „Wer sich seine neue Unterstützung der AfD stärker bewusst macht, nimmt sowohl seine persönlichen als auch seine finanziellen Umstände als schlechter wahr“, so das WZB.

Die Gründe für diesen Kausalzusammenhang vermuten die Forscher in der negativen Rhetorik der AfD. Wer sich der Partei zuwendet, setze sich dieser Negativität stärker aus, und das schade dem Wohlbefinden. Sie empfehlen daher anderen Parteien, positive Themen zu betonen, anstatt sich auf die negativen Themen der Rechten zu konzentrieren. „Die erfolgreiche Rückgewinnung von Wählern braucht andere, idealerweise positive Themen“, sagt Maja Adena.

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