Studien

Rechte Parteien sehen sich als „alleine gegen alle anderen“

Münster – Gefühle und Emotionen sind für rechte Parteien wichtige Stellschrauben, um ihre Wählerschaft zu mobilisieren. Sie entwickeln Feindbilder, etwa Migranten oder die Regierung, und lenken Gefühle wie Angst und Wut auf diese Gruppen – während andere Parteien bemüht sind, rationaler zu argumentieren. Dieses Fazit zieht Philipp Hövel in seiner Dissertation am Institut für Geographie der Universität Münster. Am Beispiel der Alternative für Deutschland (AfD), der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und der Schweizerischen Volkspartei (SVP) zeigt er auf, welche „Identitätskonstruktionen“ und „Raumproduktionen“ das gemeinsame Fundament für rechte Parteien bilden.

„Im Weltbild der extremen Rechten gehören Menschen ‚natürlich‘ in bestimmte Räume im Sinne eines gedanklichen Konstrukts“, sagt Philipp Hövel. Festgemacht werde die Zugehörigkeit häufig anhand von Religion und Kultur – etwa die fleißigen und pünktlichen Deutschen, die gern Bier trinken und Schweinefleisch essen. „Wer das nicht erfüllt, gehört nicht dazu.“, erklärt er. Die drei untersuchten Parteien erfinden allesamt eine homogenisierte nationale Gemeinschaft und stellen das „Eigene“ – zum Beispiel die Deutschen – dem „Fremden“ – beispielsweise die Migranten – gegenüber. Dabei sei das Eigene zu schützen und das Fremde im Inneren zu zerstören.

Rechte Parteien nicht mehr am Rand

Philipp Hövel wertete für seine Arbeit mehr als 400 Reden und Interviews von Funktionären der drei Parteien von 1990 bis 2020 qualitativ aus. Den Ergebnissen nach sehen sich alle drei Parteien als „alleine gegen alle anderen“-Parteien, die sich stets als Opfer inszenieren. Dem Fremden im Inneren wird dabei gleichzeitig die Schuld an negativen Prozessen zugeschrieben. Rufe nach Widerstand – gegen die Asylpolitik, die Regierung, die EU – sollen dadurch schleichend legitimiert werden.

Diese Rufe kommen nicht mehr vom Rand: Die AfD ist im Bundestag und in fast allen Landesparlamenten vertreten, die FPÖ war bereits zweimal Regierungspartei, und die SVP stellt seit Ende der 1990er-Jahre die stärkste Partei in der Schweiz. „Die aktuelle Stärke rechter Parteien in Europa macht es unumgänglich, sich wissenschaftlich mit ihnen auseinanderzusetzen“, sagt Philipp Hövel: „Dabei sind Vergleiche zwischen Ländern und rechte Parteien äußerst hilfreich, um Muster und Vernetzungen zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern.“

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