Die AfD und das Märchen über „die da oben“

Die Bürgerinnen und Bürger in Thüringen und Sachsen haben am 1. September ihre Landtage gewählt. Die in beiden Ländern vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte AfD hat dabei Ergebnisse über 30 Prozent erzielt. Brandenburg wird seinen Landtag am 22. September wählen. Auch dort steht die Partei aktuell mit 30 Prozent vor der SPD mit 20,5 Prozent.

Viele Menschen, die ihr Kreuz bei der rechtsextremen Partei machen, tun das angeblich, um es „denen da oben“ mal zu zeigen. Dabei unterschätzen oder wissen sie nicht, dass die AfD auch schon als kleiner Partner in Regierungskoalitionen schnell die Möglichkeit hat, über Neubesetzungen bei Richterämtern mit zu entscheiden oder in Aufsichtsgremien den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu schwächen. Wir sehen das aktuell in Thüringen, wo die Partei nun aufgrund ihres hohen Wahlergebnisses eine Sperrminorität hat und viele ihr nicht passende Entscheidungen im Parlament blockieren kann.

Wer sich nicht vorstellen kann, was ein Wahlsieg oder eine Regierung der AfD zur Folge haben kann, schaut sich am besten mal das Video eines Aufmarsches Rechter in Bautzen anlässlich des CSD an oder lauscht Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke, wenn er beim Wahlkampf der lokalen Polizei mit „tausend Leuten“ droht.

Wenn wir uns nun die Wahlergebnisse im Detail anschauen, so haben in Thüringen rund 408.000 Menschen die AfD gewählt, in Sachsen sind es rund 794.000. Zur Erinnerung, die Bevölkerung Deutschlands beträgt nach Zahlen von Ende Dezember 2023 aktuell fast 84,7 Millionen.

Angesichts des Hasses, der sich im Augenblick in unserem Land breit macht – sei es gegen Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit anderen Vorstellungen von ihrer Lebensweise oder auch Politiker der rot-grün-gelben Ampel -, steht für mich eines fest:

Ich lasse mir von 1,2 Millionen AfD-Fans in Sachsen und Thüringen nicht mein menschliches Deutschland zerstören.

Ich freue mich über jeden, der das auch so sieht.

Foto: Peter Dorn, Kamen